Artikel aus dem Magazin “Kunst Zeit Schrift” über Andreas Usenbenz
Noise is everywhere
Nach diesen weisen Worten von Edgar Varése definiert auch Andreas Usenbenz seine Herangehensweise an die Musik. Der Gedanke dahinter lässt sich ganz einfach erklären. „Noise“, oder eben das Geräusch ist überall vorhanden. „Es gibt keinen Platz auf der Welt und keinen Moment, in dem kein Geräusch vorhanden ist, und seien es nur Partikelschwingungen in der Luft. Wenn man nun beginnt, wie ein kleines, unerfahrenes und weltoffenes Kind, die Umwelt nach Geräuschen zu durchsuchen, stößt man auf viele Dinge, die man im Alltag nicht mehr wahr nimmt“, so Usenbenz. „Das laufen auf einem Waldboden birgt so viele unterschiedliche Geräusche, die in der Routine so nie betrachtet werden.“
„Ich beobachte diese Geräusche und nehme sie als musikalische Grundformen wahr. Dann wird eben dieser Waldboden in meinen Stücken verbaut. Wenn man die Geräusche einzeln betrachtet und sie aus ihrem „eigentlichen“ Kontext herausreißt, klingen sie meist ganz anders und man kann oft auch keine Verbindung mehr zum originalen Klang herstellen…ein gutes Beispeil ist das Stück Spiel.05 auf der Audio CD. Ich bin mit einem Freund durch die Stadt gelaufen und er schob sein Fahrrad neben mir her. Es war ein sehr altes Fahrrad und das Schutzblech klapperte die ganze Zeit. Ich bin mit meinem Minidisc recorder hinterher gelaufen und habe das klappernde Fahrrad aufgenommen und in dem Stück verwendet. Wer genau hinhört kann es schon am Anfang des Stücks erkennen“ , erzählt Andreas Usenbenz
„.. Es muss auch erst einmal geklärt werden, wo für einen persönlich die „Musik“ anfängt und das “Geräusch“ aufhört. Wo gibt es Verbindungen und wo gehen die beiden ihre eigenen Wege? Was ist der Unterschied ? Was ist überhaupt ein Klang, ein Ton, ein Geräusch? Oft sind z.B geräuschhaftige Elemente sehr gut für perkussive Anteile in einem Stück zu verwenden. Wie eben das Fahrrad in Spiel.05, um nur ein Beispiel zu nennen“.
In der Wissenschaft des Audio Engineering, welche Usenbenz seit nahezu zwei Jahren studiert, werden diese Definitionen aus wissenschaftlicher Sicht und technischer Ansätze erklärt.
„Ein Klang: ist ein Ton mit Grund- und Obertönen!“ erklärt Usenbenz. „Ein Geräusch beherbergt alle möglichen Frequenzen jedoch ohne harmonischen Zusammenhang“.
Mit diesem Wissen ausgestattet kann man sich nun überlegen, wie man Musik, Geräusche, Lärm oder auch die Stille für sich selbst definieren will.
„ Für mich ist es sehr wichtig, Töne, Klänge und Geräusche aus der Umwelt für meine Musik zu verwenden. Jeder Sound hat sein Eigenleben, seinen eigenen Charakter und eine gewisse Form der Persönlichkeit, egal ober er aus der Natur kommt, oder aus dem Computer und Synthesizer.
In meiner Musik versuche ich immer, einen natürlichen Charakter zu erschaffen. Wenn ein digitaler Klang einen solchen Charakter nicht aufweist, dann muss man sich überlegen, wie man den tonalen Charakter entwickeln und gestalten kann, um ihn so lebendiger zu machen. Manchmal funktioniert das über die Samples, also die aufgenommenen Schnipsel oder eben durch ungewöhnliche Spielweisen bei Synthesizern und/ oder der kreative Einsatz von Effekten und der Manipulation der Effektparameter. Manchmal reicht es auch nur, wie ich es auch in Spiel.05 gemacht habe, einen Piezzo – Tonabnehmer mit einem Doppelklebeband an meinem Daumen zu befestigen und ihn dann wieder abzuziehen. Diesen Vorgang habe ich aufgenommen und als perkussives Element im Stück verwendet“
Als Usenbenz 2004 seine erste EP (KonRad) unter dem Pseudonym „Sonovo“
produzierte, entwickelte er gerade noch diese Form der Produktion elektronischer und elektroakustischerMusik, wie er sie heute anwendet. Er nahm Samples und Loops von Platten oder aus seiner Wohnung auf, klimperte auf der Gitarre oder dem Bass, speicherte diese Sounds auf dem Computer und bearbeitete sie zu „neuen“ Klängen um.
„ Mir liegt es besonders am Herzen, das der Klang eine persönliche Note erhält. Egal was ich mache, ob im Studio zu produzieren, oder auf der Bühne zu improvisieren“, erläutert Usenbenz. „Bei der Improvisation mit anderen Musikern ist das sogar noch viel einfacher und macht noch mehr Spass. Ich hatte z.B. verschiedene Gigs mit dem Projekt „hellofrommalibu“, mit Elisabeth Haselberger an der Blockflöte. Wir machen wirklich sehr experimentelle und geräuschhafte Musik und improvisieren ausschließlich. Sie ist mit ihrer Blockflöte über mehrere Mikrofone mit meinem Rechner verbunden. Somit habe ich die Möglichkeit, alles was sie spielt, aufzunehmen und in Echtzeit, also sofort zu bearbeiten und wieder hörbar zu machen. Das ist machmal so wunderbar, da man genau merkt, das der Ton, der soeben von Elisabeth gespielt wurde, auf ganz seltsame Weise wieder klingt. Nur eben anders. Wie ein digitales Echo. Manchmal kann man den Ton überhaupt nicht mehr identifizieren, da ich ihn so stark verfremde, das etwas komplett neues aus ihm wird. Die gleiche Arbeitsweise verwende ich auch bei „free_Quenz“, dem aktuellen Projekt mit Gregor Quade. Meine Philosophie zur Musik heist, dass der Klang, egal wie stark man ihn auch bearbeitet, immer der ursprüngliche bleibt, also die Basis aus der er entstanden ist. Und das macht seine Natürlichkeit aus.
Das ist wie mit Eltern und Kindern. Die Kinder werden geboren, wachsen auf, entwickeln sich, gehen ihre eigenen Wege, formen ihr Leben, werden beeinflusst und später zu einer eigenständigen Persönlichkeit mit eigenen Werten, Ansichten und Einstellungen. Aber ihren Ursprung können sie nicht verleugnen und so ist es mit der Musik auch. Der Ursprüngliche Klang wird immer erhalten bleiben und einen persönlichen Beitrag leisten, wenn man bei einem Soundereignis von „Persönlichkeit“ ausgeht ..“ lacht Usenbenz.
Die Improvisation mit Klang ist ein sehr großer Pfeiler in Usenbenz ́s musikalischer Entwicklung. Seit 2005 ist er fester Bestandteil der Gruppe um die Plattform „Freispiel“. Hier geht es um „Freie Musik“, wie der Name schon andeuten lässt. Das Freispiel wurde von Reinhard Köhler ins Leben gerufen. Martin Schmitt, Andreas Usenbenz und früher auch Thomas Fitterling organisieren Konzerte und stehen oft selbst in verschiedensten Zusammenkünften auf der Bühne.
„Mit dem Freispiel haben sich für mich, in Bezug auf die Ulmer Szene, einige Tore geöffnet. Ich hatte zu der Zeit eigentlich keine Erfahrung mit der Improvisation. Das einzige, was ich gemacht hatte war, mit Mario Knapp am Cello zu Improvisieren. Wir saßen oft in seiner Wohnung. Er, mit seinem Cello, über Mikrofone mit meinem Computer verbunden. Wir jamten stundenlang. Das Freispiel gab uns den Platz um unser Projekt aufzuführen. Es hat riesigen Spass gemacht. So kam es dann auch, dass ich viel mit Reinhard Köhler und Martin Schmitt arbeitete. Wir gestalteten einige Freispiele und nach einer Idee von Köhler entwickelten wir gemeinsam das Multimediale Tanzprojekt „Vitamin B“, bei dem Sebastian Eilers, ein Choreograph aus Nürnberg, (ehem. Ulm) und Das Medienbüro „2AV“ mitarbeiteten. Sie waren für den Visuellen Teil der Performance zuständig.“
Für Eilers ́s Tanzperformance „Homerun“ erarbeitete Usenbenz später das Stück „Car“ und für die Tanzperformance „Melanchomisch Moves“, welche 2008 in der Tafelhalle in Nürnberg aufgeführt wurde, entwickelte er zusammen mit Eilers das musikalische Konzept und im Alleingang später auch die komplette Produktion und live-Umsetzung der Musik.
„Melancholisch Moves war ein tolles Projekt. Ich fand es sehr interessant mit den Tänzern zu arbeiten. Chizu Kimura (Japan) und Jonathan Buckels (Australien) waren beide faszinierende Tänzer. Vor allem Chizu hatte es mir künstlerisch gesehen sehr angetan. Sie war sehr emotional und konnte sich wahnsinnig gut mit ihrem Körper ausdrücken. Ich bekam jedes mal eine Gänsehaut, wenn wir zusammen unseren Duo Part vollzogen.
Ich hatte speziell dafür einen Piano Part geschrieben. Es war wirklich schön mit den Leuten in Nürnberg zu arbeiten. Ich möchte noch viel mehr für Theater arbeiten!“ schwärmt Usenbenz.
„Man hat viel mehr die Möglichkeit auf bestimmte emotionale Zustände und Situationen in musikalischer Form einzugehen. Vor allen Dingen gibt es immer auch ein Bild zu einer Situation. Der Schauspieler gestaltet zusammen mit dem Musiker das Umfeld. Das hat viel mehr Ausdruck, als „nur“ Musik zu spielen.
In dem Bereich, in dem ich musikalisch tätig bin, gibt es wenig Interessierte. Da ist es sehr schwierig ist, sogar schon einen kleinen Konzertsaal zu füllen. Den meisten Menschen ist diese Art von Musik nicht eingängig genug, und an den Musiker mit Laptop auf der Bühne hat man sich noch immer nicht gewöhnt. Das liegt auch daran, dass der „Mainstream“ eben andere Musik spielt und die Entwicklungen dahin gehen, daß der Mensch nicht mehr zuhören kann. Er lässt sich nur noch von iPod und Fernsehen berieseln, hört nur noch selten wirklich hin und achtet auf das, was um einen herum passiert.
Auch ist die performative Situation des Laptopmusikers sehr schwierig zu fassen. Ich schreibe momentan eine Facharbeit zu dem Thema und muss feststellen, dass das Publikum in dieser hinsicht einfach noch nicht konditioniert genug ist, um Laptopmusiker auf der Bühne zu akzepieren. Ich wurde ja während eines Live-sets schon einmal gefragt, ob ich nicht etwas von dem einen oder dem anderen Künstler spielen könnte. Ich glaube es ging um Sven Väth. Das ist frustrierend, aber so wird man eben gesehen, als DJ, oder so etwas ähnliches. Jedenfalls fehlt die Anerkennung von elektronischer Musik als Instrumentarium“.
In den Jahren 2004 – 2006 produzierte Usenbenz zwei Alben und einzelne Stücke, Remixe und Compilationbeiträge für verschiedene Netlabels wie Gruenrekorder, Laridae, TonAtom, später auch für „Sozialistischer Plattenbau“, Headphonica und dem belgischen Label „unfinished monkey records“.
„Die schönste Arbeit war für mich „The Album Rush“ welches ich als Nobile auf Tonatom veröffentlicht habe. Sozusagen eine Homage an das Rauschen. Zu Rauschen sollte man wissen, dass es technisch gesehen, alle Frequenzen zu gleichen Teilen enthält. Es ist sozusagen die ultimative Form der Musik – Wenn man es philosophisch betrachten möchte.
Bei dem Album war es für mich persönlich sehr wichtig, mich dem Augenblick hinzugeben. Wie das Rauschen alle Fequenzen zur gleichen Zeit wiedergibt, wollte ich einen Zustand erschaffen, der ebenfalls alles enthält. „Was ist ein Zustand der alles enthält?“, fragte ich mich. Wenn man eine tausendstel Sekunde, oder noch weniger, einfriert und ein Foto davon macht, oder eben einen musikalischen Abdruck, dann kommt man dahin wo ich bei dem Album, bzw. eigentlich immer, hin möchte. Den Moment einzufangen und mich in ihm treiben zu lassen. Die Welt rast immer schneller an uns vorbei, da meint man oft, nur die Hälfte mitzubekommen. Bei „The Album Rush“ war es der Moment der zählte, ein Augenzwinkern, welches eingefangen und ausgedehnt wurde. John Cage und Satie inspirierten mich in instrumentaler Form zu dieser Arbeit. Daher kamen auch fast ausschließlich orchestrale Sounds und Stimmungen zum Einsatz. Jedenfalls als Basis, da ich die Klänge an sich teilweise sehr stark verfremdet habe, oder sie Spielweisen unterordnete, die normalerweise untypisch für die entsprechenden Instrumente sind.“
Das Album steht unter www.tonatom.net zum freien download zur Verfügung.
2006 schließlich gründete Usenbenz, zur Fertigstellung seiner bisher vorletzten Platte „Pelktron“ das Label Klanggold.
„Ich musste leider feststellen, wie schwer es ist, ein geeignetes Label für meine Musik zu finden. Die meisten Labels heutzutage sind doch weniger von Idealismus geprägt als von Verkaufsstatistiken. Somit kam der Wunsch und die Idee nach einem eigenen Label auf. Klanggold schien mir ein passender Name und wie zu einer der ersten reviews das TOKAFI Magazin schrieb, war Klanggold als ein „small – scale sound treasure for friends of unadjusted sounds“ zu bezeichnen. Ich freute mich sehr über diese Definition, da es doch sehr dem entsprach, was ich mit dem Label erreichen will.“
Auf Klanggold gibt es nicht ausschließlich Musik von Usenbenz. Internationale Künstler wie Jair Rohm Parker Wells (NYC), Viirus (SE), Ulrich Troyer (A) und Jens Döring (D), sind ebenso zu finden. Demnächst werden auch noch weitere Künstler aus Australien, Belgien und den USA auf Klanggold veröffentlichen. Das Duo „free_Quenz“, bei welchem Andreas Usenbenz neben Gregor Quade mit von der Partie ist, wird seine Musik ebenfalls
auf Klanggold veröffentlichen. Klanggold hat sich des weiteren zum Ziel gemacht, alle Veröffentlichungen als special limited Editions anzubieten. Es werden max. 25 Kopien der CD ́s angefertig und in speziell dafür entwickelten handgemachten Verpackungen veröffentlicht. Vertriebe wie A-Musik (D), Staalplaat (B), Finetunes (D) und The Jazz Loft (USA) helfen dabei, die Musik in digitaler und physischer Form weltweit zu vertreiben.
Um Klanggold ebenfalls noch weiter voranzutreiben und auch anderen kleinen Plattenlabels und Künstlern, die kein Label haben, unter die Arme zu greifen gründete Usenbenz zusammen mit Jens Döring den Internetversand „Klangware“. Hier werden meist spezielle Tonträger verkauft. Von Vinyl, CD, CD-r gibt es hier alles, was das Sammlerherz begehrt. „Wir verkaufen über Klangware auch Tonträger von Künstlern, die es nur bei uns gibt, da manche ihre CD ́s auf eigene Kappe produzieren und eben kein Label dahinter stehen haben. Hier wollen wir helfen und den Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Platten im Web anzubieten.“, eröffnet mir Andreas Usenbenz.
Während des Schaffens der letzten Jahre trifft er während einer sehr kurzen Zusammenarbeit mit der Gruppe “EMU“ (experimentelle Musik der Universität Ulm) auf den Pianisten und Saxophonisten Gregor Quade. Quade und Usenbenz verstanden sich musikalisch und persönlich auf Anhieb und nach wenigen Jamsessions war klar, das die beiden immenses Potential hatten. Als Multi – Instrumentalist und Synthesizer-Freund entwickelte Quade die verrücktesten Synth – lines, während sich Usenbenz den „verfrickelten“ Beats widmete. Die Formation „KlanQ“ war einfach so entstanden. Nach diversen Sessions wollten die beiden den Versuch starten, Musik für den Dancefloor zu produzieren. Ein Projekt, dem sich beide noch nie, bzw. nur sehr wenig zugewandt hatten. Quade kommt aus dem Jazz. Usenbenz aus der experimentellen Musik. Sie entschlossen sich dennoch es zu versuchen, was ihnen beim Auftritt im Club Action während der Artopia Ausstellung ́08 durchaus gelang.
„Wir zimmerten eine Woche lang in Gregor ́s Wohnung an dem Live-Set. Wir schlossen uns eigentlich den ganzen Tag ein und arbeiteten oft bis tief in die Nacht an den Stücken. Es war toll und sehr aufschlussreich. Ich habe wirklich viel dazugelernt, in dieser Zeit. Ich hatte mich ja zuvor nur selten oder eigentlich gar nicht mit Tanzmusik beschäftigt. Eigentlich hatte ich immer irgendwie eine Abneigung zu Techno oder allem was in die Richtung geht. Ich hatte zwar schon einige Versuche unternommen, hatte sie aber nie fertiggestellt. So warfen wir alle möglichen Loops und Elemente, die wir beide auf unseren Festplatten fanden auf einen Haufen und erarbeiteteten damit ein einstündiges Live- Programm. Ich kümmerte mich um die Beats und Rhythmen und Gregor spielte Synthesizer.“
Die Mühe hatte sich gelohnt..
Ein halbes Jahr später kam Mark (Robotermark) Klawikowski (Gesang) in die Band und seither befinden sich die drei im Studio um an neuen Stücken zu feilen, die sich immer mehr in verschiedene Richtungen entwickeln. „Wir lassen uns auf die verschiedensten Ideen ein“.
Heraus kommen dabei Stücke, wie „KLANQ!“, die nur so vor Energie strotzen. Klavikowski am Mikrofon unterstützt und trägt mit ausgefeilten, politischen, emotionalen und intelligenten Lyrics die Arrangements. KlanQ bedient sich aus den Pop-, Jazz-, Techno-, IDM- und Hip Hop- Körbchen und entwickeln vielseitige Stücke, die mal laut, mal leise, mal melancholisch und dann auch wieder sehr aggressiv werden können. „Ich finde es toll, wie sich KlanQ entwickelt. Wir haben momentan 3 komplett fertige Stücke und arbeiten an weiteren. Es liegen mindestens schon 5 weitere Ideen auf unseren Festplatten herum und die werden ausgearbeitet. Es ist momentan etwas schwierig, Zeit für KlanQ zu finden, da wir alle drei quasi freischaffend sind und somit immer irgend etwas dazwischen kommt. Aber das Projekt wird weitergeführt. Wir wollen schließlich eine Platte machen.“
Über die ganzen Musikalischen Projekte hinaus führt Andreas Usenbenz, zusammen mit Marc Ender, jeden zweiten Freitag von 22-24.00Uhr, durch die Sendung „Schlecktronik“ bei Radio FreeFM Ulm. Schlecktronik steht für „geschmackvolle“ Andersartigkeit in der elektronischen Musik. Genres wie Ambient, Experimental, Noise, Glitch, IDM, Industrial, etc. sind bei den Schlecktronikern an der Tagesordnung. Ender und Usenbenz machen regelmäßig Plattenbesprechungen und Specials zu verschiedenen Themen und neuen Ideen. Sie erarbeiteten auch Workshops für Radio – Jingle Produktionen und die Produktion von elektronischer Musik im Allgemeinen.
„Wir möchten dem Hörer die Ohren öffnen“, so Usenbenz. „Es ist ein Problem in der heutigen Gesellschaft, sich mit „Mainstream“ berieseln zu lassen. Wir möchten dem offenen Hörer Musik vermitteln, die spannender ist, einen abholt, auf verschiedene Reisen in verschiedene Gefilde einer rießigen Welt schickt, die mehr zu bieten hat, als nur die aktuelle Charts. Das Manko ist nur, dass die Leute draußen nicht an solche Musik ran kommen. Sie sind angewiesen auf das, was die Radios spielen. Und die spielen eben nur das, was sich gut verkauft. Klingt komisch, ist aber so…. Ich denke dass sich „unsere“ Musik ebenso gut verkaufen würde, wenn man sie nur den Menschen eröffnen würde. Ich nutze hierfür viele Plattformen wie Myspace, Facebook , Twitter, etc… um mich und meine arbeiten zu promoten und der Welt aufzuzeigen. Ich finde es sehr hilfreich, das es solche Plattformen gibt, um sich als Musiker zu präsentieren und auch auf der anderen Seite des großen Teiches Menschen zu erreichen. So lernte ich beispielsweise die Medienkünstlerin Olga Zimeska kennen und schrieb für ihre damals (2007) aktuelle Kunstausstellung „Mirror Matters“ ausgestellt im MOCA (museum of contemporary Art, Cleveland) die Musik „Music for glass“. Über Myspace lernte ich auch den Bassisten Jair Rohm Parker Wells kennen, der 2006 sein Album AMDG auf meinem Label Klanggold veröffentlichte. Das Netzwerk wird immer größer durch solche Seiten. Natürlich muss man reflektiert selektierten was einem nutzt und was nicht. Sonst verliert man sich in den Tiefen des Netztes. Das ist mir schon zu oft passiert“, schmunzelt Usenbenz
2008 entwickelte sich durch den neuen Kontakt zu Gregor Quade und Susanne Palm (contemporary dance improvisation) das multimediale – Tanz – Performance – Projekt „liquid_eMotion“. Hier beschäftigen sich Gregor Quade (Visual programming), Susanne Palm (contemporary dance improvisation) & Usenbenz (live elektronik) mit interaktiven Partikelsystemen. Sie enthüllen „ästhetische Momente aus Struktur und Chaos“. So der Pressetext der Künstler Gruppe.
Über Controller-Daten, die über ein Netzwerk von Sensoren /Empfängern (motion tracking) reagieren, spielt Performance Künstlerin Susanne Palm einfühlsam und in Echtzeit mit den, von Gregor Quade entwickelten Farbpartikeln, die an die Wand projiziert wurden. Video Artist Gregor Quade kommuniziert polymorph mit den entstehenden Bewegungsebenen. Er lässt über die Bedienoberfläche seiner Software virtuose, physikalisch verformbare Farbwelten entstehen, die in Realtime auf die Künstlerin reagieren.
Andreas Usenbenz kreiert Klangräume. Mit stimulierenden Kompositionen aus minimalistischen Sounds begleitet er die anmutige Symbiose aus Mensch und Maschine. „ (Pressetext liquid_eMotion).
„Liquid_eMotion ist meiner Meinung nach ein Projekt mit Zukunft. Wir arbeiteten sehr hart an unserem letzten Programm. Gregor programmierte und erstellte Patterns, die er während der Perfromance bearbeiten konnte. Susanne interagierte per Lichtsensoren und Wiimote (Nintendo) mit den von Gregor entwickelten Visuals, was eine wunderbare Symbiose herstellte. Ich bin immernoch begeistert wie homogen die Projektionen sind und wie einfühlsam, geschickt und dynamisch Susanne mit den Visuals umgeht. Manchmal verliert man als Zuschauer irgendwie die Orientierung, da die Tänzerin und die Projektion so sehr ineinander verschmelzen, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten kann.
Ich möchte noch mehr versuchen Interaktivität in die Musik zu bekommen, also das die
Tänzerin mit ihren Bewegungen auch noch den Sound steuern kann. Wie letztes Jahr schon, werden wir auf jeden Fall bei der anstehenden Kulturnacht wieder in der Pauluskirche auftreten und ein neues Programm präsentieren. Hoffentlich wieder mit so viel Erfolg wie im letzten Jahr“
Auch wird Usenbenz zusammen mit Björn Schnurr (Gitarre), Susanne Palm & Larissa Klingler (contact improvisation) imInnenRaum im Zuge der Kulturnacht 09 auftreten.
Durch die intensive Zusammenarbeit mit Quade in den verschiedensten Projekten und stundenlangen Gesprächen über Musik und deren Funktionsmechanismen gründeten die beiden auf Anregung von Gregor Quade das Duo „free_Quenz“. Free_Quenz beschäftigt sich mit improvisation. Gregor Quade am Piano und Usenbenz am Laptop entführen den Zuhörer abseits von den geteerten Klangstrassen auf neue Wege. Musik die geschaffen ist um sich den Klanglandschaften hinzugeben. Es ist der Moment der zählt, der Ton der sich im Raum verteilt und diesen in Schwingung bringt. Stille, Ton, Klang, Geräusch, free_Quenz bringt diese Elemente in eine Verbindung die einerseits Harmonien in ihrer schönsten Form darbietet, als auch das Geräusch zelebriert. Quade entlockt seinem Flügel bezaubernde Harmonien aber auch einzelne, kaum wahrnehmbare Schwingungen, die gleichwohl von Usenbenz aufgefangen, behutsam transformiert und auch (neu) – interpretiert werden. Der Zuhörer wird eingeladen, sich auf eine Reise zu begeben, die auf Wegen jenseits heutiger „Teerstraßen“ statt findet. Nicht roh und holprig, sondern weich und voller neuer Eindrücke.
Klanglandschaften bewegen sich minimalistisch durch den Raum und geben Zeit zum horchen.
Free-Quenz spielten auch im Zuge der „Klang und Ton in der Gegenwartskunst“ – Ausstellung in der Villa Rot in Burgrieden, zu der auch Künstler wie Olaf Nicolai (D) & Albinger (A) geladen waren. Im Juni diesen Jahres gaben sie zusammen mit Mathias Göppel und Michael Kuhnt, die das Programm „Fraktal Flames“ entworfen und programiert haben ein Konzert im Zuge des „Musik und Materie“ Symposiums im Stadthaus Ulm. Fraktal Flames ist eine Software, welche Visuals erzeugt, die auf dem Sierpinski (Mathematiker) Dreieck beruhen. Hierbei werden verschiedene Audiostreams, unter anderen auch von Quades Piano und Synthsizer, durch Usenbenz über Netzwerk verschickt und geschickt von den Entwicklern in das Environment integriert, so dass sich das Fraktal nach physikalischen Regeln unter Zuhilfenahme der Audiofrequenzen und des Sierpinski Dreiecks moduliert.
„Wir arbeiten momentan an einer CD release, die dann auch auf Klanggold erscheinen soll. Es wird eine special Edition geben, mit Bildern und /oder Videos von den Projektionen. Das wissen wir noch nicht genau. Auf jeden Fall wird es eine Augenweide. Das kann ich versprechen. Als ich das erste Mal vor den Fraktal Flames saß, traute ich meinen Augen kaum. Die beiden Programmierer Göppel und Kuhnt entwickelten ein Programm, was Bilder generiert, die so realistisch und wunderschön anzuschauen sind, wie man es von Echtzeit – Computergrafik nicht kennt.
Es ist schwer zu erklären, was Fraktal Flames macht. Man muss es einfach selbst sehen.“
2009 wird ebenfalls ein neues Album von Sonovo erscheinen. „Variations in Waiting“ befasst sich mit Pop und Dance Elementen, verbindet diese doch gleichsam mit Einflüssen aus Jazz, Techno, experimenteller Musik und Ambient. Das Album wird auf CD und Teile davon als EP, auf Fassade records (Stuttgart) erscheinen.
Des Weiteren stellte Andreas Usenbenz unter seinem Alter Ego „Nobile“ das Remix Album „ Dwelling into Tape“ fertig. Hierbei handelt es sich um Remixe für das schwedische Jazz Trio „Tape“, welche 2008 ihr Album „Milieu Plus“ auf Minority records veröffentlichten. Hier wird wohl auch das Nobile Album erscheinen. Wann, ist allerdings noch ungewiss.
„Für dieses Jahr sind noch weitere Projekte geplant“ spricht Usenbenz. „Mit Ritti Soncco, eine Ulmer Schriftstellerin, die ich vor nicht allzu langer Zeit kennengelernt habe, möchte ich in Richtung Hörbuchproduktion gehen und verschiedenes ausprobieren. Das wird ein spannendes Projekt. Ich freue mich schon total darauf. Ritti schreibt viel in Metaphern und in sehr schönen Worten. Sie hat eben erst ihr neues Buch „overripe fruits“ veröffentlicht.
Der geneigte Leser darf also gespannt sein, was in den verschiedenen Lagern noch zu erwarten ist Viele interessante Projekte und Veröffentlichungen stehen an ␣
Bericht: Klemm